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Der Untertan

Theater

Gernot Plass nach dem Roman von Heinrich Mann
Landesbühne Niedersachsen Nord


Der Kulturkreis eröffnet seine neue Theatersaison mit Heinrich Manns Roman „Der Untertan“, szenisch umgesetzt von der Landesbühne Niedersachsen Nord.
„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt“ – in Summe keine guten 
Voraussetzungen für den Start in ein Leben im Deutschland Wilhelms II. Unter den strengen Augen seines Vaters lernt Diederich schnell, sich den wilhelminischen Autoritäten zu fügen, wenn es ihm einen Vorteil bringt. Er beugt sich den Anordnungen und Schlägen des Vaters und zahlt diese Erniedrigung seinen Schwestern heim. In der Schule buckelt er gegenüber dem Direktor und den Lehrern und verpetzt andererseits seine Mitschüler. Diederich will Karriere machen. Zum Studium bricht er nach Berlin auf, wo er sich einer schlagenden Verbindung von kaisertreuen Nationalisten anschließt. Dort erfährt Diederich das erste Mal Anerkennung und Bestätigung. Er entwickelt eine fanatische Begeisterung für den jungen Kaiser Wilhelm. Als Doktor der Chemie kehrt Diederich in seine Heimatstadt zurück, erbt die väterliche Fabrik und perfektioniert sein intrigantes und manipulatives Verhalten auf allen Ebenen seines bürgerlichen Daseins. So „buckelt“ und „tritt“ er sich weiter zu einem wohlhabenden Bürger „hoch“. Seine chauvinistische Haltung und Stadtratspolitik sichern ihm schließlich einen hohen Orden, der ihm bei der Einweihung eines Denkmals für Wilhelm I. überreicht wird – die erwartete Krönung seines Lebens, die jedoch zu seiner größten Schlappe gerät.

Heinrich Mann hat seinen Roman 1906 begonnen und zwei Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 beendet. Vollständig als Buch
veröffentlicht wurde das Werk 1918 nach Ende des Krieges. Der Roman wurde häufig als „Pamphlet“ missverstanden und nicht zuletzt im Gefolge der Kritik Thomas Manns abgewertet.

Doch gilt er heute als das Hauptwerk deutscher Satire im 20. Jahrhundert mit einer ungeheuren prophetischen Analyse nationalistischer Politik und Machtverhältnisse im wilhelminischen Kaiserreich. Kurt Tucholsky  bezeichnete das Buch als „Herbarium des  deutschen Mannes“ und als „Anatomie-Atlas des Reiches“. Der Antiheld Diederich Heßling wird als typisch deutscher Opportunist der Kaiserzeit in der Doppelrolle von Tyrann und Untertan aufgebaut. „Wer treten wollte, musste sich treten lassen“ lautet Heßlings Erfolgsrezept der Macht, die er verehrt und „gegen die man nichts machen kann“. Heinrich Mann übt damit scharfe Kritik an der  Obrigkeitshörigkeit und Untertänigkeit der Deutschen sowie an den politischen und  moralischen Verhältnissen der Kaiserzeit. Rund hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung scheint Diederichs „Erfolgsrezept“ seine Attraktivität als nachahmenswertes Erfolgsgesetz kaum eingebüßt zu haben: Duckmäuserische Obrigkeitshörigkeit, fehlende Zivilcourage, mangelnde Wertschätzung Untergebener, rücksichtsloses Erzielen  wirtschaftlicher Gewinne – das sind nur einige Beispiele unserer heutigen „Heßling-Maxime“. Die Premiere der Aufführung durch die  Landesbühne Niedersachsen Nord ist für den 17.9.2022 am Stadttheater Wilhelmshaven vorgesehen. Daher liegen zum Zeitpunkt der
Drucklegung unseres Programmheftes noch keine Kritiken über die Inszenierung und die Darsteller vor. Heinrich Manns Erfolgsroman „Der Untertan“ ist auch für die Sögeler Theatergemeinde eine Premiere; in den vergangenen 50 Jahren gelangte
er noch keinmal auf unserer Bühne zur Aufführung. Zudem werden wir mit dem Stück auch unserer
Kooperation mit dem Hümmling Gymnasium gerecht, da „Der Untertan“ diesjähriges Abiturthema ist. Wir dürfen gespannt sein, wie es dem Landestheater gelingt, dieses satirische
Meisterwerk schauspielerisch umzusetzen.


Eintrittspreise:

Nichtmitglieder22,00 €
Mitglieder19,00 €
Schüler / Studenten8,00 €

Datum

24 Sep 2022
Vorbei!

Uhrzeit

19:30

Veranstaltungsort

Aula des Hümmling-Gymnasiums
Schlaunallee 10, 49751 Sögel
Kategorie