Faust I *
Theater |
Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe
Theater Poetenpack, Potsdam
Der Fauststoff begegnete dem Dichter in zweierlei Gestalt: als Volksbuch (wahrscheinlich in der 1674 veröffentlichten Fassung von Johann Nikolaus Pfitzert) und schon in den Kindheitsjahren als Puppenspiel. Goethes Faust entstand in einem sechs Jahrzehnte währenden Schaffensprozess. Der erste Teil, den wir als Gastspiel des Theaters Poetenpack zeigen, entstand 1802, der zweite Teil 1832. In diesem Stück werden die großen Themen Religion, Wissenschaft und Liebe behandelt. Der Sinn suchende Mensch steht im Mittelpunkt. Das öffnet viele Interpretationsmöglichkeiten und lässt es zu einem Klassiker werden.
Heinrich Faust, ein nicht mehr junger, angesehener Forscher und Lehrer zu Beginn der Neuzeit ist beruflich und privat unzufrieden. Tief deprimiert und lebensmüde verspricht er dem Teufel Mephisto seine Seele, wenn es diesem gelänge, Faust von seiner Unsicherheit zu befreien und für stetige Abwechslung zu sorgen. Mephisto schließt mit Faust einen Pakt, verwandelt ihn zurück in einen jungen Mann, nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Welt und hilft ihm, die Liebschaft mit dem jungen Gretchen einzufädeln. Faust richtet die junge Frau zugrunde, indem er sie verführt und schwängert und indem er den Tod von Gretchens Mutter und Bruder herbeiführt. Gretchen bringt ein uneheliches Kind zur Welt, tötet es, aus Verzweiflung halb wahnsinnig geworden, und wird daraufhin verhaftet. Faust will sie mit der Hilfe von Mephisto vor der Hinrichtung retten. Er versucht vergeblich, sie zur Flucht zu überreden, kann sie jedoch nicht vom Wahnsinn retten. Er muss sie schließlich ihrem Schicksal und der Gnade Gottes überlassen.
Die Inszenierung des Theaters Poetenpack, das bereits bei uns mit Rostands „Cyrano de Bergerac“ zu Gast war, sieht Faust als eine Parabel auf das moderne Leben: Faust, genauso wie der moderne westliche Mensch, will immer mehr und kriegt nie genug: mehr Geld, mehr Sex, mehr Wissen. Grenzen soll es nicht geben. Rastlos wird von einem
„Event“ zum nächsten gehetzt. Weder das noch die festen Größen Glaube, Tradition und Natur können ihm Halt geben oder ihn zufrieden stellen.
Der Kulturkreis setzt auf die Qualität der Produktionen des Theaters Poetenpack, das sich seit 2006 im deutschsprachigen Raum besondere Wertschätzung für seine exzellente Sprachkultur erworben hat.
* Nachholveranstaltung aus der Saison 2019/2020.
Die dafür erworbenen Eintrittskarten aus dem Theaterabonnement bzw. dem freien Kartenverkauf behalten ihre Gültigkeit, sofern sie nicht bereits für andere Veranstaltungen genutzt wurden.
„Regisseur Kai O. Schubert und das Theater Poetenpack aus Potsdam … zeigten Goethes Klassiker in einer behutsam bearbeiteten Fassung, die Freude machte. … Das Publikum bedankte sich nach einem langen und unterhaltsamen Theaterabend mit intensivem Applaus bei den Akteuren.“
(Lüdenscheider Nachrichten)
„Das wandelbare Bühnenbild von Patricia Walczak ist eine halbierte Weltkugel, in der sich die Stimmungen dieses Abends spiegeln: pflaumenviolette Melancholie, rote Lust, goldene Morgenstimmung. […] Für Zwischentöne, Momente des Innehaltens sorgt das live eingespielte Saxophon von Arne Assmann: Es atmet jene Lücken in den Abend, die er so dringend benötigt. Gibt, gemeinsam mit den kurzen Blacks, die die Szenen voneinander trennen, einen Rhythmus vor, der dem Geschehen etwas Traumhaftes verleiht. Ein Eindruck, den
auch die teilweise umgestellte Chronologie bekräftigt: Der Prolog im
Himmel wird hier nicht eingangs gesprochen, sondern dann, als Faust das Giftfläschchen schon an die Lippen geführt hat. Hier entscheiden Gott und Teufel über Faustens Leben, bevor es weitergehen kann: Das leuchtet ein.“
(Potsdamer Neueste Nachrichten)
Eintrittspreise:
Nichtmitglieder | 28,00 € |
Mitglieder | 23,00 € |
Schüler / Studenten | 8,00 € |
https://kulturkreis-clemenswerth.reservix.de/p/reservix/group/442013