The Who and the What

„Wenn Kunst eine moralische Dimension hat, dann die, den Zuschauer über sein eigenes Wertesystem nachdenken zu lassen und dabei zu helfen, Widersprüche auszuhalten. Ein Bewusstsein zu entwickeln, nicht nur ein Gewissen zu haben.“
Ayad Akhtar

Der aus Pakistan stammende Afzal kümmert sich liebevoll um seine beiden in den USA aufgewachsenen Töchter, für die als Ehemänner nur Muslime infrage kommen. Die jüngere Tochter Mahwish möchte endlich die Frau ihres Langzeitfreundes werden, muss aber– da ihr Vater Afzal an den Traditionen seiner Vorfahren festhält – warten, bis ihre ältere Schwester Zarina, eine erfolgreiche Harvard-Absolventin, verheiratet ist. Nun sucht Afzal ohne ihr Wissen auf muslimlove.com, einem muslimischen Ehepartnerportal, einen Mann für sie. In einer entwaffnend komischen Szene prüft er Eli, einen zum Muslim konvertierten Amerikaner, der in einer kleinen Moschee eine Suppenküche betreibt, auf Glaubensfestigkeit, Einkommen und Kinderwunsch. Dieser – inzwischen achte Kandidat – entspricht all seinen Vorstellungen und wird tatsächlich Zarinas Ehemann. Als Zarina ein Buch über Mohammed veröffentlicht, droht die kleine Familie jedoch im Spannungsfeld von Moderne und Tradition zu zerbrechen.

Der Autor Akhtar stellt auch in diesem mit großer Sorgfalt geschriebenen und in alle Weltsprachen übersetzten Stück die Frage nach kultureller Identität. „The Who and the What“ bezieht sich auf ein Zitat aus einem Interview des französischen Philosophen Jacques Derrida (1930-2004) über Liebe und den Zusammenhang zwischen dem WER und dem WAS in der Liebe. Welchen Maßstab legen wir bei der Beurteilung eines Menschen an? Sind wir stärker von dem abhängig, WAS wir über ihn wissen (Herkunft, Erziehung, Beruf, soziale Stellung, Familie) oder urteilen wir ihn danach, WER dieser Mensch wirklich ist?

„Der Pulitzer-Preisträger Ayad Akhtar ist einer der wichtigsten Dramatiker unserer Zeit. Er arbeitet in den USA, seine Werke haben aber aufgrund unserer sozialen Globalisierung Allgemeingültigkeit. Ja, sie brennen den westlichen Gesellschaften förmlich unter den Nägeln.“ Michaela Preiner, www. european-cultural-news. com, 06.06.2018